„Die freilebende Tierwelt ist wesentlicher Bestandteil der heimischen Natur“
Wald braucht mehr
Unterstützung durch die Jagd (Artikel in der DZ am 27.8.2020)
.... und dies mal aus Sicht der Jägerinnen und Jäger
... Wald vor Wild ist nicht unser Credo, wenn: dann muss es auf jeden Fall
"Wald mit Wild" heißen
„Die freilebende Tierwelt ist wesentlicher
Bestandteil der heimischen Natur. Sie ist als Teil des natürlichen
Wirkungsgefüges in Ihrer Vielfalt zu bewahren.“ Dieser Grundsatz, so sind sich
die beiden Jägervorsitzenden Albert Reiner und Robert Oberfrank vom Jagdverband
Donauwörth einig, müsse aus Sicht der führenden jagdlichen Verbände in
Deutschland dringend in das neue Bundesjagdgesetz aufgenommen werden. Von
diesen werden rund 300.000 private Jägerinnen und Jäger der fast 400.000
Jagdscheininhaber in Deutschland vertreten. Jägervorsitzender Oberfrank führt
hierzu weiter aus: „Im derzeit vorliegenden Referentenentwurf werden die
wildlebenden Tierarten viel zu wenig berücksichtigt. Der Schwerpunkt liegt ausschließlich auf der
Situation der Waldbestände. Es wird aber nicht das Waldgesetz novelliert,
sondern das Jagdgesetz. Da muss auch den Wildtieren ein höherer Stellenwert
eingeräumt werden.“
Argumente von gestern werden vorgeschoben
Wie viele
Wildtiere (z.B. Reh, Hirsch und Gams) es in Bayern überhaupt gibt - wir wissen
es nicht. Derzeit jedenfalls gibt es keine Erfassung, keine wissenschaftlich
belegte Studie oder statistische Erhebung dazu. Trotzdem predigen der so
genannte Ökologische Jagdverein, der Bund Naturschutz und Teile der
Waldbesitzer immer wieder, dass es zu viel Wild gäbe und dass deshalb der Wald
kurz vor dem Untergang stehe. Die beiden Jägervorsitzenden sind sich auch hier
einig: „Sicher, es ist halt einfach, den Jägern und dem Wild die Schuld in die
Schuhe zu schieben, um von eigenen Fehlern abzulenken. Es ist halt bequem, an
uralten Vorurteilen festzuhalten und die längst vergangene Zeit der
Trophäenjagd und im Zweifel Erinnerungen an die Jagd in der Nazizeit aus dem
Hut zu ziehen. Der „deutsche Wald“ hat wohl eindeutig mit Klimawandel, Trockenheit,
Borkenkäfer und Sturmschäden u.w.m. wohl eindeutig
mehr zu kämpfen als mit einem Wildverbiss.“
Moderne Jagd ist Natur- Arten- und
Tierschutz
Die moderne Jagd sieht anders aus. Sie ist weit weg von überhöhten Wildbeständen und weit weg von einer Trophäenjagd. Die moderne Jagd hat den Lebensraum, den Naturschutz und den Tierschutz im Blick. Spricht die Forstwirtschaft, aber auch die Landwirtschaft immer von Nachhaltigkeit, so müssten insbesondere diese sich doch eingestehen, dass die einzigen die einen ganzheitlichen Blick auf Forst- und Landwirtschaft sowie Wildbestand und Artenschutz haben, die Jägerinnen und Jäger sind. Die moderne Jagd sorgt mit der Bejagung für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Wildtieren und Lebensraum, hilft bei der Abwehr von übermäßigen Wildschäden und bringt mit der Jagd ein hochwertiges Lebensmittel – heimisches Wildfleisch – auf unsere Teller. Die moderne Jagd sorgt sich um die Wildbestände sowohl in Notzeiten – aber auch natürlich was den Abschuss anbelangt und ist in enger Abstimmung mit ihren Partnern, den Landwirten vor Ort bei der Verbesserung der Lebensräume aktiv. Dieses aktuelle Bild der Jagd gefällt aber den ewig Gestrigen nicht. Doch wenn die echten Argumente ausgehen, greift man gern in die Mottenkiste, um überhaupt noch gehört zu werden.
Sie nennen es Ökologie und meinen nur wirtschaftliche Interessen
Selbstverständlich
ist der Umbau zu klimastabilen Wäldern ein wichtiges Anliegen, den die
Jägerschaft unmissverständlich unterstützt. Aber auch Pappeln, Birken oder
Weiden, bilden Wurzeln aus und halten damit den Boden zusammen, binden CO2 aus
der Luft, lassen Blätter fallen und sorgen damit für den notwendigen
Humusaufbau am Waldboden. Diese Baumarten sind sehr robust, müssen nicht
angepflanzt werden und kommen in einem natürlichen Mischungsverhältnis in
vielen Waldbereichen vor. Dazu gibt es unzählige weitere verholzte
Strukturelemente, die einen natürlichen, klimastabilen Wald ausmachen würden.
Sie sind allesamt klimastabil und standortgerecht, ABER sie werfen keinen
Ertrag ab.
Die von den
selbst ernannten Ökojägern (der Ökologische Jagdverein vertritt nicht einmal
3.000 Jäger in Deutschland – und kommen zum größten Teil aus irgendwelchen
Forstbetrieben), vom Bund Naturschutz und manchen Teilen der Waldbauern immer
wieder kehrenden Forderungen nach höheren Abschusszahlen für Reh, Rotwild und
Gams haben allein wirtschaftliche Interessen und nicht, wie heuchlerisch
ständig wiederholt, die Sorge um den Wald als Ökosystem. Keines der Argumente
dieser Ideologen dreht sich darum, die natürliche Waldzusammensetzung zu
stabilisieren, sondern allein darum, ökonomisch verwertbare Baumarten ohne viel
Aufwand hoch zu bringen.
Jägervorsitzender
Oberfrank meint hierzu: „Diese wirtschaftlichen Interessen sind ein legitimes
Ziel einer jeden Forstwirtschaft und es ist absolut verständlich, dass diese
wirtschaftlichen Ziele mit möglichst geringem Aufwand erreicht werden sollen.
Dann aber sollte man auch so ehrlich sein und dies auch als rein
wirtschaftliches Ziel verkaufen, statt den Retter des Ökosystems Wald
vorzugaukeln.“
Plumpe Argumente statt
ausgeklügelte Konzepte – so funktioniert es nicht
„Es war der
Mensch“, so der Vorsitzende Oberfrank vom Jagdverband Donauwörth weiter, „der
die natürlich gemischte Waldstruktur zu Gunsten wirtschaftlichen Profits
verändert hat. Und jetzt soll laut den Vorschlägen zum
Bundesjagdgesetz das Reh, der Hirsch und die Gams für diese vom Menschen
verursachte Entwicklung mit dem Leben bezahlen?“ Um dieses von Menschenhand
gemachte Missverhältnis im Wald wieder gerade zu rücken, reicht es nicht,
einfach plump nach immer höheren Abschusszahlen zu rufen. Notwendig ist ein
ausgeklügeltes, auf lange Zeit angelegtes und auf wildbiologischen
Erkenntnissen basierendes Konzept von waldbaulichen Maßnahmen und jagdlichen
Methoden. Die Jagd kann den Waldumbau unterstützten, aber sie kann immer nur
einer von vielen Bausteinen sein. Kurioserweise
gibt es in Deutschland ein Gesetz, das Land- und Forstwirten Arten- und
Wildtierschutz schon auferlegte, als der Begriff "Umweltpolitik" noch
nach Utopie klang: Es ist das deutsche Jagdgesetz! Jeder Grundbesitzer hat auf
seiner Fläche das Jagdrecht inne - was nicht gleichbedeutend mit dem
Jagdausübungsrecht ist. Und mit dem Jagdrecht ist laut Jagdgesetz die
"Pflicht zur Hege verbunden". Die Hege wiederum hat zum Ziel
"die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen
Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die
Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen". Dies wird von vielen
Waldbesitzern und Ökologen sehr gerne verdrängt.
Ökologisches Denken sieht anders aus
Es ist
beschämend wie wenig die selbst ernannten „Waldretter“ auf den Zustand unserer
Wildtiere blicken, wie wenig wildbiologisches Fachwissen in ihre Forderungen zu
immer höheren Abschusszahlen einfließt und wie einseitig unser heimisches Wild
für alles verantwortlich gemacht wird. Naturschutz ist nicht teilbar, dazu
gehört auch der Schutz der heimischen Tierwelt, Ökologie bedeutet die
Gesamtheit der Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt und
nicht nur immer wieder die Forderung nach höheren Abschusszahlen.