Jagdlicher Hoagartn auf der Bäldleschwaige
Die Wirtsfamilie Sautter lud zusammen mit dem Jagdverband Donauwörth zu einem jagdlichen Hoagartn auf die Bäldleschwaige ein. Die Besucher erwartete ein vielfältiges Programm rund um die Jagd. Die Jagdhörner der Jagdhornbläser Donauwörth erklangen und begleiteten jagdliche Musikstücke, die von Otto Baur vorgetragen wurden. Benedikt Pietsch unterstützte ihn dabei an der Orgel. Zusätzlich gab es eine Autorenlesung von Dr. Rudolf Neumaier, der Passagen aus seinem Buch "Das Reh. Über ein faszinierendes Wildtier" präsentierte. Das Buch basiert auf Neumaiers umfassendem Wissen über Biologie und Lebensweise von Rehen, das er auch aus seinen eigenen Erfahrungen als Jäger gewonnen hat. Dabei vermittelt er nicht nur informatives Wissen, sondern auch unterhaltsame und mitunter witzige Anekdoten.
Nach der Begrüßung durch die Jagdhornbläser beeindruckte Otto Baur musikalisch mit Franz Abts "Die Waldandacht" gefolgt vom "Vilja-Lied" aus der Operette "Die lustige Witwe" von Franz Lehár. Anschließend wurde das "Siebenbürgische Jägerlied" vorgetragen, ein vertontes Gedicht, das sowohl von dem harten und naturverbundenen Jägerleben als auch von der zarten Liebe handelt. Der Schlagertitel "Auf der Heide blühen die letzten Rosen" wurde virtuos von Otto Baur und Benedikt Pietsch vorgetragen.
Dr. Rudolf Neumaier las markante Stellen aus seinem Buch vor und teilte seine Kindheitserinnerungen, die eng mit Rehen verbunden sind. Das Buch ist eine Hommage an diese Tiere und zugleich ein Aufruf zum Umdenken. Zunächst beschäftigt sich Neumaier mit der Rolle des Rehs in Kunst und Geschichte, da es eine besondere Anziehungskraft auf Künstler und Naturfreunde ausübt. Er beschreibt die scheue Schönheit und Anmut der Rehe und weckt beim Leser die Sehnsucht, äsende Rehe auf Wiesen zu beobachten. Dabei verbindet er die Verehrung dieser Tierart, die literarische Hervorhebung und die historische Bedeutung der Rehe in seinen Ausführungen.
Die zweite Hälfte des Buches behandelt das Reh als "Politikum". Neumaier thematisiert den Konflikt zwischen Forstwirtschaft und Jagd, zwischen Pflanzenökonomie und ethischem Umgang mit Tieren. Er kritisiert die einseitige Präsentation und Interpretation von Zahlen und bezeichnet dies als "problemverstärkenden Populismus". Er nimmt Jäger aufs Korn, die Rehe nicht mögen oder sogar hassen. Neumaier sieht keinen Gegensatz zwischen Tierschutz, waidgerechter Jagd und Naturschutz und fordert eine ausgewogene Betrachtung der Interessen.
Dr. Rudolf Neumaier ist ein promovierter Historiker und Lehrbeauftragter an der Universität Regensburg sowie ein geschätzter Journalist. Von 1999 bis 2021 war er Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung. Heute ist er Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege und 1. Vorsitzender des Jagd- und Naturschutzvereins Altötting. Seine Kindheitserinnerungen haben ihn dazu inspiriert, sich intensiv mit Rehen zu befassen, und sie sind zu seinem Steckenpferd geworden.
Die Autorenlesung wurde von Vorsitzendem Robert Oberfrank moderiert. Er sprach mit Rudolf Neumaier über die Geschichte und Herkunft des "Hoagartens" und wie sich diese gesellschaftliche Zusammenkunft im Laufe der Zeit zu einem Musikantentreffen entwickelt hat. Auch die Tradition des Jagdhorns als Musikinstrument wurde beleuchtet. Dies hat eine lange Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Das Jagdhorn hat sich weiterentwickelt, und verschiedene Signal- und Melodiemuster wurden etabliert. Es dient sowohl als musikalisches Element als auch als Signalinstrument bei der Jagd.
Die Veranstaltung bot einen Einblick in jagdkulturelle Aspekte, von Musik bis zur literarischen Auseinandersetzung mit Rehen. Sie verdeutlichte die Bedeutung der Jagd als Handwerk und Werkzeug für den Schutz und die Erhaltung der Biodiversität. Die Jagd steht vor neuen Herausforderungen und Veränderungen im Zeitalter des Naturschutzes und der nachhaltigen Ressourcennutzung. Durch den Erhalt und die Anwendung von wissenschaftlich fundiertem Wissen kann die Jagd als wertvolles Instrument für den Schutz der Natur und die Bewahrung der Jagdtraditionen weiterentwickelt werden.
Mit den Signal „Jagd vorbei“ und dem Hubertusmarsch kam die Veranstaltung zu Ende. Eine Veranstaltung die man durchaus als Kleinod jagdkultureller Veranstaltungen bezeichnen kann.
Waidmanns Dank allen aktiv Beteiligten.
Otto Baur und Benedikt Pietsch
Den Jagdhornbläser/innen
Andrea Beß, Dieter Hübner, Arnold Schindele, Otto Baur
Und last not least: Dr. Rudolf Neumaier.
R.O.