Notfallversorung bei Mensch und Jagdhund
Professionell und spannend war der Vortrag der Dres Roland Aumüller, (Fachtierarzt und Jäger) und Christian Gamel, (Facharzt und Jäger) zur Notfallversorgung von „Mensch und Jagdhund“.
Passieren kann immer was – so eine alte Weisheit – oder etwas moderner: shit happen’s.
Und leichter macht man ein Seminar dazu – und es passiert nix, als anders rum, so Jägervorsitzender Robert Oberfrank in seinen einleitenden Worten.
Was tun? Bei Verdacht auf Herzinfarkt oder möglichen Verletzungen von Personen, wie akuten Blutungen, Knochenbrüchen, Tierbissen, Schwarzwildkonfrontationen, Schussverletzungen oder Insektenstichen.
Oder wenn es der Hund abbekommt. Wie erfolgen Sicherungsmaßnahmen des Ersthelfers vor der Erstversorgung. Wie geht man um mit Biss- und Schussverletzungen, Rissen durch Schwarzwild, Knochenbrüche und Vorbereitung des verletzten Hundes für den Transport zum Tierarzt?
Um in solchen Situationen schnell und richtig handeln zu können, ist es wichtig, sich gut vorzubereiten und die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten zu haben. Es gab einiges zu lernen und zu fragen.
Hilfe muss erforderlich und möglich sein, so die einleitenden Worte von Dr. Christian Gamel. Das Wissen über Sammel- und Rettungspunkte, sowie wie man einen Notruf gekonnt absetzt, war die erste Botschaft an die Teilnehmer.
Erstmal „SICK“ ist die Devise in der taktischen Verwundetenversorgung so der Hinweis des Notfallmediziners. SICK steht für Sicherheit, Impression, Critical bleeding und Kinematik. Es ist eine Erweiterung des standardisierten ABCDE-Schemas. Damit werden die erforderlichen Schritte vor der detaillierteren Untersuchung des Patienten berücksichtigt und abgearbeitet: Beachtung der Sicherheit (Eigen- und Patientenschutz), Impression im Sinne eines ersten Patienteneindrucks (Bewusstsein?), Critical bleeding als Sofortmaßnahme bei kritischen Blutungen sowie Kinematik zur Beurteilung des Unfallmechanismus als Hinweis auf bestehende Verletzungen.
Die Gliederung der einzelnen Notfälle nach dem ABCDE-Schema erleichtert das systematische Erkennen und Behandeln von Notfallpatienten.
Dann Anwendung des ABCDE Schemas zur Notfallversorgung:
Das ABCDE-Schema ist ein wichtiges Konzept in der Notfallmedizin, das hilft, einen Patienten schnell und effektiv zu beurteilen und zu behandeln.
Es steht für:
A - Airway (Atemweg): Hierbei wird überprüft, ob der Patient frei atmen kann und die Atemwege nicht blockiert sind. Falls notwendig, wird eine Atemwegsunterstützung durchgeführt.
B - Breathing (Atmung): Hierbei wird die Atmung des Patienten überprüft, um festzustellen, ob er ausreichend Sauerstoff aufnimmt. Falls notwendig, wird eine Atemunterstützung oder Beatmung durchgeführt.
C - Circulation (Kreislauf): Hierbei wird der Kreislauf des Patienten überprüft, um festzustellen, ob er ausreichend Blut und Sauerstoff im Körper hat. Falls notwendig, werden Maßnahmen wie eine Infusion oder eine Wiederbelebung durchgeführt.
D - Disability (neurologische Funktion): Hierbei wird die neurologische Funktion des Patienten überprüft, um festzustellen, ob er bei Bewusstsein ist und in der Lage ist, seine Extremitäten zu bewegen.
E - Exposure (Entkleidung): Hierbei wird der Patient entkleidet, um nach weiteren Verletzungen oder Erkrankungen zu suchen, die möglicherweise nicht sofort offensichtlich sind.
Das ABCDE-Schema dient als strukturiertes Konzept für die schnelle und systematische Beurteilung eines Patienten in einem Notfall, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.
Die Anbringung eines Wundschnellverbandes zur Eindämmung stark blutender Wunden, der Einsatz eines „Tourniquets“, sowie der Einsatz weiterer Hilfsmittel, das „Wound packing“ - bis zur Anwendung eines „Quick clots“ waren praktische Beispiele des Dozenten.
Was gehört alles in ein Verbandspäckchen für eine Drückjagd:
Zur Grundausstattung gehört: ein Wundpäckchen, Einmalhandschuhe, ein tournequet, eine Rettungsdecke, ein Dreieckstuch (Bundeswehrschal oder Bandana), ein Tape (mind. Leukoplast). Besondere Aufmerksamkeit schenkte der Referent der Rettungsdecke als „Allzweckgerät“ zum Wärmen, kühlen, abbinden, fixieren oder tragen. Hinweis: eine Rettungsdecke isoliert nicht – sondern reflektiert nur. Eine externe Wärmezufuhr ist immer notwendig um den Wärmeverlust des Verletzten so gering wie möglich zu halten (mit einer improvisierten Wärmflasche oder mit der „Hibler-Packung“).
Danach kam die „Show“ mit Foxterierhündin „Enja“ und Herrchen Tierarzt Dr. Roland Aumüller. Mit einer stoischen Ruhe diente sie als Vorführpatientin. Wie überprüft man bei einem Hund die Vitalfunktionen? Durch Kontrolle der Atmung, des Pulses, der Schleimhaut und der Augen. Wie erfolgt eine Herz-Druck-Massage (Hund liegt immer auf der rechten Seite!). Auch hier geht die Eigensicherheit immer vor. So übte man als erstes das Anbringen einer Maulschlinge. Dies sollte man als Hundeführer/in (zusätzlich zum „Personenkit“) immer dabei haben: ein Wäscheseil, Wunddesinfektionsmittel, Klarsichtfolie, Pinzette, evtl. Klammer und Schere.
Fazit: Sehr wichtiger Inhalt mit hoher praktischer Relevanz und super Referenten mit hoher Kompetenz.
Und insgesamt ist festzuhalten: Hoffentlich brauchen wir nie etwas von dem gehörten und gelernten.
R.O.