Vorsicht - Liebestolles Rehwild ist nicht zu bremsen!
Jetzt herrscht wieder reges Treiben in Feld und Wald. Das Rehwild befindet sich in der Paarungszeit, auch bekannt als Brunft, und das bedeutet, dass die Rehe besonders aktiv sind und oft tagsüber zu sehen und zu beobachten sind, erklären Albert Reiner und Robert Oberfrank, die beiden Jägervorstände des Jagdverbandes Donauwörth. Die Brunft des Rehwilds beginnt in der zweiten Julihälfte und erstreckt sich hauptsächlich über die erste Augustwoche.
Albert Reiner erklärt weiter: "In der Paarungszeit treibt der Bock die paarungsbereite Geiß durch den Wald oder über die Felder und liefert sich Kämpfe und spektakuläre Verfolgungsjagden mit Rivalen." In den Getreidefeldern kann man oft sogenannte "Hexenringe" beobachten, runde Kreise im Getreide, an denen die Halme durch die wilden Liebesspiele niedergewalzt wurden.
"Nein" bedeutet "Nein" - auch Rehgeißen können MeToo sagen Das weibliche Reh sondert Duftstoffe ab, um ihre Paarungsbereitschaft zu signalisieren. Wenn der Bock zu aufdringlich wird, obwohl die Geiß noch nicht soweit ist, reagiert sie mit einem schrillen Schrei (den die Jäger als "Geschrei" bezeichnen) und rennt davon.
Jetzt Hochzeit, erst nächstes Jahr Nachwuchs - wie funktioniert das? Beim Reh gibt es eine besondere biologische Eigenschaft namens Keimruhe. Albert Reiner erklärt dies folgendermaßen: "Nach der Befruchtung nistet sich die befruchtete Eizelle für einige Monate in der Gebärmutterschleimhaut ein, ohne sich weiterzuentwickeln. Erst mit zunehmender Tageslichtdauer im Spätwinter beginnt die Zellteilung und der sich entwickelnde Embryo wächst heran." Diese verlängerte Tragzeit beim Reh gewährleistet, dass die Jungtiere im Frühjahr geboren werden, was für sie die optimale Jahreszeit ist.
Vorsicht, Autofahrer - Liebestolle Rehe lassen sich nicht bremsen! Da "Liebe bekanntlich blind macht" - oder besser gesagt, weil die Tiere von Hormonen gesteuert sind - rennen paarungsbereite Rehe oft unerwartet über die Straße. Dies kann schnell zu Verkehrsunfällen führen, da ein Reh mitten am Tag plötzlich aus dem Gras oder Gebüsch am Straßenrand auf die Fahrbahn stürmt. Besonders an schwül-warmen Tagen und in den Morgen- und Abendstunden ist höchste Vorsicht geboten. Jägervorstand Oberfrank appelliert daher an alle Verkehrsteilnehmer: "Fahren Sie jetzt besonders vorsichtig, auch in Ihrem eigenen Interesse. Insbesondere bei Fahrten entlang unübersichtlicher Straßenränder, durch Waldstücke oder zwischen Mais- und Getreidefeldern können unerwartet Rehe auf der Straße auftauchen. Behalten Sie den Fahrbahnrand im Auge und seien Sie immer bereit zu bremsen."
Die Rehkitze sind in der Brunftzeit meist schon weit genug entwickelt, um vorübergehend ohne ihre Mutter in der Landschaft zurechtzukommen. Abends oder während Pausen im Liebesspiel treffen sich Geiß und Kitz jedoch immer wieder, da die Kleinen noch nicht vollständig unabhängig überleben können. Es ist daher umso wichtiger, dass die Muttertiere nicht auf der Straße bleiben.
Ein Reh kommt zur Paarungszeit selten allein. In der Regel folgt der Geiß ein Bock. Falls es dennoch zu einer unerwünschten Begegnung kommt, gibt Oberfrank folgenden Rat: "Wenn ein Reh auf der Fahrbahn auftaucht, blenden Sie ab und versuchen Sie kontrolliert zu bremsen. Wenn eine Kollision nicht mehr zu verhindern ist, halten Sie das Lenkrad unbedingt gerade - versuchen Sie keinesfalls unkontrollierte Ausweichmanöver." Falls doch ein Unfall passiert, ist es vorgeschrieben, dass der Fahrer sofort die Polizei informiert, da andernfalls Probleme mit der Versicherung auftreten können und im schlimmsten Fall eine Anzeige droht.
R.O.