Wiederwahl von Ernst Weidenbusch denkbar knapp
Ernst Weidenbusch wurde trotz der vielen Kritikpunkte im Amt bestätigt. Er konnte letztlich 318 Stimmen auf sich vereinen (52%). Für seinen Herausforderer stimmten mit 271 Delegierten 45%, 21 enthielten sich (3%).
Erst 15 Monate nach dem Amtsantritt des aktuellen Präsidenten Ernst Weidenbusch hat nur zwei Tage vor der Wahl Dr. Ernst-Ulrich Wittmann, Patentanwalt und Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Dachau, seine Gegenkandidatur verkündet. Dieser Vorgang wäre für sich schon unerhört, aber Wittmann spart in öffentlichen Interviews zu seinen Beweggründen nicht mit scharfer Kritik an dem amtierenden Präsidenten. Insbesondere wirft er ihm vor, mit seiner kompromisslosen und selbstherrlichen Art die Zusammenarbeit mit den Partnerverbänden und der Basis der Jägerschaft massiv beeinträchtigt zu haben. Aus seiner Sicht seien beim notwendigen Waldumbau im Klimawandel gemeinsame Anstrengungen und Dialog nötig und keine polemische Konfrontation.
In einem Brief, der die Kreisgruppen und Jägervereine am Donnerstagabend erreichte, begründete Wittmann seine Kandidatur. Demnach seien viele Versprechen des von Weidenbusch angeführten „Team Zukunft“ nicht realisiert worden. Wittmann kritisiert unter anderem fehlende Transparenz und mangelnde Mitsprachemöglichkeiten der Kreisgruppen und fordert mehr Dialog mit Bauernverband und Waldbauern.
Wittmann bemängelte weiterhin, dass sich das aktuelle Präsidium zu wenig um die Kreisverbände in den Regionen kümmere. Der BJV gilt als ein auch politisch einflussreicher Verband. Er ist der Dachverband für 158 Kreisgruppen und Jägervereine.
Neben der Basisarbeit beklagte Wittmann auch, dass der BJV in wichtige Entscheidungsprozesse nicht gut eingebunden sei. Der Verband müsse die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen wie Bauern und der Politik verbessern. "Meiner Meinung nach müssen wir uns jetzt neu aufstellen, um eine weitere Demontage unseres BJV, wie wir ihn kennen, zu verhindern", sagte der 52-Jährige.
Die Kritik im Vorfeld war groß, trotzdem konnte sich der aktuelle Präsident des Bayerischen Jagdverbands (BJV), Ernst Weidenbusch, am Ende bei der Wahl um die Verbandsspitze durchsetzen: Auf dem Landesjägertag in Augsburg gewann der CSU-Landtagsabgeordnete gegen seinen Herausforderer Ernst-Ulrich Wittmann. Vorausgegangen war ein interner Machtkampf.
318 Stimmen entfielen auf Weidenbusch
Weidenbusch stand zuletzt im Fokus der Öffentlichkeit, weil er den CSU-Fraktionschef im Maximilianeum, Thomas Kreuzer, in Frage gestellt hatte. "Mit Thomas Kreuzer werden wir die Wahl nicht gewinnen", hatte Weidenbusch dem Bayerischen Rundfunk gesagt und den Fraktionschef zur Regelung seiner Nachfolge in den nächsten Wochen gedrängt.
Höchst geheimer Plan?
Ein besonders treffliches Beispiel für ihre überzogene Streitlust liefert die derzeitige Führungsmannschaft des BJV in der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitung „Jagd in Bayern“. Dort werden ab Seite 16 wilde Mutmaßungen über den „Geheimplan zur Demontage der Jagd“ ausgebreitet. Konkret geht es um einen uralten Abschlussbericht aus dem Jahr 2008, in dem eine Projektgruppe sich Gedanken gemacht hatte zu möglichen Maßnahmen beim Waldumbau. In dem sogenannten „Theßenvitz-Papier“ wurden von einem Beratungsbüro seinerzeit wohl sehr radikale Vorschläge gemacht, wie der Grundsatz „Wald vor Wild“ in die Tat umgesetzt werden könnte. Der damalige Landwirtschaftminister Brunner hatte das Papier darum sehr bald für gegenstandslos erklärt und aus dem Verkehr gezogen. Das hindert den Autor des Artikels aber nicht daran, darüber zu spekulieren, ob in den vergangenen 14 Jahren hinter den Kulissen vielleicht doch insgeheim an der Umsetzung gearbeitet wurde und dabei nebenbei klammheimlich 20 mio. € an Steuergeldern dafür ausgegeben wurden, um die Jägerschaft und die Öffentlichkeit zu „infiltrieren“. Auf die Idee, die Gesellschaft könnte sich – genauso wie das Klima und der Wald – gewandelt haben und heute an die Jagd andere Forderungen stellen als es einem selber vielleicht genehm ist, kommt er dabei nicht. Diese Anschuldigungen kontert die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber ungewöhnlich scharf mit einem Brief, der sich direkt an die Kreisgruppen der BJV-Jägerschaft wendet, wo sie tatsächlich mehr Verständnis und Unterstützung erwarten kann als in der Führungsriege des Verbandes. siehe Anlage
Es wurden aber noch andere Kandidaten gewählt
Als Vizepräsidenten wurden gewählt: Roland Weigert wurde mit 427 Stimmen im Amt bestätigt. Auch Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg wurde als Vizepräsident wiedergewählt. Über die größte Zustimmung konnte sich Sebastian Ziegler freuen, der 590 Ja-Stimmen in seinem Amt als Vizepräsident bestätigt wurde. Ziegler wird dadurch auch neuer Stellvertreter von Ernst Weidenbusch sein.
Franz Pfaffeneder ist neuer Schatzmeister des Bayerischen Jagdverbands und folgt damit auf Julia Wiese, welche aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl angetreten ist. Dr. Diane Schrems-Scherbath wurde als Justitiarin im Amt bestätigt. Als Beisitzer wurden Robert Pollner und Markus Landsmann gewählt.
Albert Reiner und Robert Oberfrank nahmen als Vertreter des Jagdverbandes Donauwörth am Landesjägertag in Augsburg teil. Präsident Ernst Weidenbusch stellte in einer längeren Rede seine Sicht der erreichten (positiven) Veränderungen seit seiner Wahl 2020 dar. Auch vermochte er in einigen konkreten Sachverhalten (Verhältnis zum BBV, zum StMELF, BaySF, Wolfsabschuss in Berchtesgaden/Chiemgau, Wilderergerichtsprozess, Berichterstattung in „Unser Land“) (s)eine differenzierte Sicht dieser Themen darzustellen. Dies führte zu manchen Wortmeldungen. Insbesondere eine Wortmeldung zum Wilderergerichtsprozess von Frau Vivienne Klimke (Wild und Hund) ließ aufhorchen, bzw. hier stellte man sich schon die Frage: „Wer hat jetzt Recht bzw. sagt die Wahrheit?“.
Die Wiederwahl mit lediglich knapp über 50 % kann schon als herber Dämpfer für Herrn Weidenbusch bewertet werden.
Das Wahl-procedere als solches, bedingt durch die unterschiedliche Stimmenzahl der Kreisgruppen, haben wir schon als ziemlich zäh erlebt.
Auch die Wahl der Beisitzer war etwas turbulent, gab es hier doch mehrere Kandidaten. Der Vorschlag von Präsident Weidenbusch, den Generalsektretär Robert Pollner zu setzen – und einen weiteren Beisitz zu schaffen – hat wohl schon einen Geschmack!?
Den Gewählten bleibt bloß eine glückliche Hand bei ihren Entscheidungen zu wünschen.
R.O.